Stadtwaage

In den beiden Städten Stuttgart und Köln sind zwei identische Plattformen im öffentlichen Raum installiert. Betritt eine Person eine Plattform, senkt sich durch ihr Eigengewicht der betretende Teil der Plattform sacht ab. Gleichzeitig wird ein Impuls ausgelöst, der über eine Datenleitung in die Plattform der anderen Stadt übertragen wird und den entsprechenden Teil der Gegenplattform, mittels hydraulischer Hubkolben, absenkt.

Es entsteht der Eindruck, dass ein und dieselbe Plattform betreten wird, diese aber eine Doppelbelegung erfährt. Wird die Waage beispielsweise nur von einer Person betreten, kann eine ähnlich schwere Person die Waage in Balance bringen, indem sie sich auf die entsprechende Stelle der gegenüberliegenden Seite stellt.
Über eine Video-Konferenzschaltung kann gleichzeitig visueller Kontakt mit der anderen Stadt aufgenommen, und die Wirkung der eigenen Aktion mitverfolgt werden. Eine virtuelle Anzeige zeigt die Auslenkung der Waage an.
Die Plattformbenutzer beider Städte treten in Interaktion, Nähe und Entfernung verschwimmen. Es entsteht ein Spiel mit einem nicht physisch anwesenden Gegenüber. Die Körperlosigkeit der virtuellen Welt wird unterwandert.
Stadtwaage ist ein temporärer Eingriff in den öffentlichen Raum, der mit dem Phänomen des Kollektiven Erlebens spielt. Der Raum wird über das örtliche Erlebnis in gewissem Sinne physisch erweitert – das virtuelle Gegenüber lässt mich, aufgrund seines Eigengewichtes nach oben gleiten. Finden die Spielpartner einen gemeinsame Ebene der Kommunikation, können sie die Waage in Balance halten.

Kenndaten

Status
Projekt 2006

Ort
Stuttgart, Köln

Partner
Akademie Schloss Solitude